Darf ich mich abgrenzen?

Darf ich mich trauen, mit meinen Ressourcen an Zeit, Energie, Kreativität, Ideen … so umzugehen, wie ich mir das wünsche?

Das war eine der wesentlichen Fragen der Alleingeborenen, die an einer Videokonferenz meines Onlinekurses „Abgrenzung und Steuerung Deiner Wahrnehmungsfähigkeit“ (zur Minimierung von Reizüberflutung) teilgenommen haben.

Im Austausch darüber wurde noch einmal deutlich, dass die Wiederherstellung der Abgrenzungsfähigkeit bei Alleingeborenen Zwillingen ein Prozess ist, der nicht von jetzt auf gleich abgeschlossen ist. Er braucht Zeit.

Vielleicht kann man sich das bildlich vorstellen, wie ein Haus, um dass es keine Grundstücksgrenzen gab und alle möglichen Menschen, das Grundstück passierten, um von A nach B zu kommen, sich im Gemüsebeet bedienten, einfach mal auf der Terrasse saßen, weil es da so gemütlich war und sich zum Teil gar nicht darüber bewusst waren, dass sie fremde Sachen benutzten.

Ein Mensch, der in diesem Haus aufgewachsen ist und das gar nicht anders kennt, muss sich sehr seltsam fühlen, wenn er irgendwann doch einen Zaun an den Grundstücksgrenzen bauen möchte und alle anderen bittet, fortan ringsrum zu laufen, das Gemüse nicht mehr als selbstverständlich zur Verfügung stehend zu betrachten …

Uns Alleingeborenen geht das ähnlich. Unsere Grenzen sind mit dem Zwillingsverlust aufgerissen, vielleicht auch regelrecht eingestürzt.

Wenn wir die Verbindung zu unserem Zwilling bzw. zu unseren Mehrlingsgeschwistern wieder aufnehmen, wenn wir uns mit ihm/ihnen an unserer Seite endlich wieder vollständig fühlen, können wir anfangen, unsere Grenzen wieder aufzubauen.

Nach Jahrzehnten im entgrenzten Sein braucht es Zeit, mit diesen Veränderungen vertraut zu werden.