Muss ich mich wirklich den Konflikten meines Lebens zuwenden oder reicht es nicht, einfach nur nach vorne zu schauen?
Hinter hohen Mauern
da sitzt mein liebes Herz,
trägt einsam und alleine
seinen bittersten Schmerz.
Hab ich nur Mut,
schau ich nur hin,
ich bald nicht mehr alleine bin,
wird endlich alles gut.
Heute wurde mir wieder eine spannende Frage gestellt: Muss ich mich denn wirklich den Konflikten meines Lebens zuwenden oder reicht es nicht, einfach nur nach vorne zu schauen?
Spannende Frage. Wirklich. Und meine Antwort ist:
Nein, natürlich muss man sich den schmerzhaften Mustern in seinem Leben nicht zuwenden. Man kann einen Konflikt nach dem anderen – in welchem Kontext auch immer – auch einfach abhaken und wieder nach vorne schauen und weiter geht’s.
Manchmal geht das auch gar nicht anders. Da muss man genau auf diese Weise erst mal ein Stück voran kommen, bevor man darüber nachdenken kann, ob man das dann noch mal auseinanderklamüsert oder es abhakt.
Manchmal scheppert hinter einem aber auch so ein unansehnlicher Rattenschwanz hinterher. So was würde ich tendenziell schon lieber versuchen loszuwerden. Klappt nicht immer und wenn dann meistens auch nicht mit einem Fingerschnipp. Dafür sind manche Sachen einfach zu schwerwiegend und vielschichtig. Aber es zu versuchen, lohnt sich. Aber zurück zur Frage:
Muss ich mich denn wirklich den Konflikten meines Lebens zuwenden oder reicht es nicht, einfach nur nach vorne zu schauen?
Um darüber entscheiden zu können, kann man sich problem- und ressourcenorientierte Fragen stellen. Ich vergleiche die Konflikte mal mit einem Auto:
Ist das schlimm, dass das Auto (noch) eine Beule hat?
Wenn ja, wie kriege ich die Beule raus UND welche Chancen habe ich, die nächste zu verhindern?
Wenn eines der vier Räder nicht mehr fest ist und an jeder Kurve abfällt, sieht die Bewertung wahrscheinlich etwas anders aus.
Oder auch, wenn ich mit totaler Überlast fahre und schon deshalb einfach nicht vorankomme, weil ich ständig aufpassen muss, dass mir von der Ladung nichts runterfällt.
Konfliktlösungen können durchaus kreativ und effektiv sein.
Häufig haben sie aber unangenehme Nebenwirkungen.
Zum Beispiel, wenn die Kompensation über ein Suchtmittel erzeugt wird oder weil wir uns hinter unseren Mauern unerreichbar gemacht haben. Da wieder rauszukommen braucht vor allem eins: Die Entscheidung, da raus zu kommen und sich in vielen kleinen, vorsichtigen Schritten wieder ins Leben zu wagen. Oft braucht es da jemanden, der uns begleitet, uns liebevoll den Raum hält. Denn wir sind soziale Wesen und unsere Entwicklung beruht auf Kooperation.
Zwei wichtige Fragen, die Du Dir in schwierigen Situationen auch stellen kannst, sind:
Will oder muss ich das wirklich (alleine) machen?
Und wie, wenn nicht allein?
In manchen Momenten meines Lebens hab ich einfach ein Stoßgebet in den Himmel geschickt, und um Hilfe gebeten.
Etwas nicht alleine machen, ist ja auch wieder sehr verschieden umsetzbar. Wir können konkret jemanden um Hilfe bitten oder erhalten ein Hilfsangebot, wir können auch ein Buch lesen oder einen Kurs belegen, in dem wir Anleitung erhalten.
Liebe Grüße, Anne