Blick auf das Thema: Hochsensibilität. Abgrenzung und Schutz. Rückblick auf den Workshop.
Als ich versprochen habe, einen Rückblick auf meinen Workshop „Abgrenzung und Schutz. Umgang mit Energien (Hochsensibilität, Hellfühligkeit, Hellsichtigkeit). “ zu schreiben, habe ich noch nicht geahnt, wie tief mich das berühren wird.
Ich schaue zurück auf den Workshop und auf Momente, in denen ich mit Frauen in Einzelarbeit, an diesen Themen gearbeitet habe. Ich werde still. Ich spüre eine Tiefe in mir, in der eine ruhige, klare Kraft wohnt. Eine Kraft, die im Menschen mit Liebe und Achtung geweckt und genährt werden kann.
Während ich überlege, was ich schreiben will, schaue ich auf meine beiden kleinen Töchter, die gerade 5 ½ und fast 7 Jahre alt sind. Wenn sie sich für ihre Bedürfnisse einsetzen, fliegen schon mal die Fetzen. Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten und die Achtung davor einzufordern, das geht schon gut. Die der anderen zu erkennen und zu respektieren, ist noch ein größerer Lernprozess.
Wie ist es mit den Frauen, die zu mir kommen?
Sie sind meist so hochsensibel und feinfühlig, dass sie sehr viele Energien und auch die Themen anderer Menschen wahrnehmen.
Sie können ihre Wahrnehmungsfähigkeit nicht steuern und sich deshalb der Reizüberflutung nicht entziehen – und sich gegenüber anderen Menschen oft nicht abgrenzen. Sie sind energetisch mit allem eins und können oft nicht unterscheiden, welche Gefühle, Emotionen und Stimmungen ihre eigenen sind oder die ihrer Mitmenschen.
Die Grundregeln für die Steuerung der Wahrnehmung sind so einfach oder kompliziert wie unsere Straßenverkehrsregeln und können zumindest theoretisch relativ leicht erlernt werden. Praktisch ist eine funktionierende Abgrenzung Grundvoraussetzung für die Steuerung der eigenen Wahrnehmung.
Vielen Menschen, z.B. die, die im Mutterleib ihren Zwilling verloren haben oder die, die in der Kindheit seelischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt waren, sind durch diese traumatischen Erfahrungen in ihrer Abgrenzungsfähigkeit oft stark eingeschränkt.
Bei alleingebliebenen Zwillingen ist das der Fall, weil die erste Grenze, die sie um sich gespürt haben, die Gebärmutter war, die den Zwilling mit einschloss. Mit dem Tod des Zwillings reißt die emotionale Grenze auf. Viele alleingeborene Zwillinge haben das Gefühl, sie haben ein Loch in der Seele oder ihnen fehlt etwas.
Menschen, die Gewalt ausgesetzt waren, wurde ihre Abgrenzung niedergerissen. Sie wurden nicht geachtet. Ob sie vom Alter her schon in der Lage gewesen wären, sich verbal zu äußern, spielt dabei keine Rolle. Alle Sensoren auf drohende Gefahren wie z.B. Stimmungen der Mitmenschen auszurichten, wurde unbewusst zu einer der Überlebensnotwendigkeiten.
Mit Blick auf diese Hintergründe wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Abgrenzungsfähigkeit ungeheilte seelische Wunden berührt. Im Workshop achte ich darauf, dass diese Wunden nicht aufbrechen. In der Einzelarbeit können wir uns ihnen unmittelbar zuwenden, sie behutsam versorgen, die verlorenen Seelenanteile aufspüren, in Sicherheit bringen, trösten und dafür sorgen, dass sie sich erholen und wieder mit dem Erwachsenen-Ich verbinden können.
Es braucht innere und äußere Sicherheit, Aufmerksamkeit, Achtung und schließlich Selbstachtung, um die Abgrenzungsfähigkeit wieder herzustellen.
In meiner Praxis biete ich den geschützten Raum an. Damit ich mich allen Frauen auch individuell zuwenden kann, werde ich in den Workshops auch zukünftig nur mit vier Teilnehmerinnen arbeiten.
Ich leite sie zuerst an, anhand einer typischen Alltagssituation ihre Wahrnehmung und Überforderungsmomente zu reflektieren. Dann sollen sie beobachten, wie sie sich im Raum zwischen den anderen Teilnehmerinnen fühlen.
Es gibt ein allgemeines Aufatmen, sobald jede Frau mit einem Schleifenband eine symbolische Grenze um sich selbst legt, sich erstmals darin wahrnimmt und dann auch die Grenzen der anderen Frauen sieht.
Wir gehen zurück zur Betrachtung der Alltagssituationen und wiederholen genau diese Abgrenzungsübung. In kleinen Aufstellungen erspüren die Frauen die eigenen Grenzen und die der Mitmenschen. Fragen wie: Was gehört zu mir? Was gehört zum anderen? helfen Missverständnisse und Verantwortlichkeiten zu klären, mehr bei sich selbst anzukommen.
Um sich über Veränderungen im Umgang mit Energieräubern und energieraubenden Situationen eine neue Basis zu schaffen, setzen wir uns u.a. mit diesen Fragen auseinander: Wozu kann und sollte ich Nein sagen? Darf ich mich raushalten? Was gehört wirklich in meinen Fokus? Welche kleinen Tricks sind hilfreich? Was gibt mir Kraft?
Diese „Erlaubnis“ gehört dazu:
Du darfst Dich abgrenzen.
Du darfst auf Dich selbst achten.
Du darfst Deine Bedürfnisse ernst nehmen.
Du darfst freundlich und liebevoll für Dich selbst sorgen.
Du darfst Nein zu anderen sagen.
Und Ja zu Dir selbst.
Sicher braucht Vieles im Alltag dann noch Übung. Der Workshop unterstützt einen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Dass vormals schwierige Situationen sich schon unmittelbar nach dem Workshop leichter und entspannter anfühlen, weil die Abgrenzung besser gelingt und die Frauen mehr bei sich bleiben können, zeigen die Feedbacks aus den ersten Tagen nach dem Workshop.
Liebe Grüße, Anne